Osram Lightify: App-gesteuerte LED-Beleuchtung angeschaut und ausprobiert

Marcel Am 04.04.2016 veröffentlicht Lesezeit etwa 7:48 Minuten
osram-lightify-16

Fernbedienbare LED-Glühbirnen sind keine Neuheit mehr, inzwischen gibt es einige Hersteller, die ihre Beleuchtungssysteme an den Kunden bringen möchten. Am bekanntesten (und am längsten dabei) dürfte sicherlich das Hue-System aus dem Hause Philips sein, es gibt aber inzwischen einige Hersteller, die ebenfalls auf diesen Zug aufgesprungen sind. So auch der Leuchtmittel-Spezialist Osram, der mit seinem Lightify-System nun auch schon einige Monate auf dem Markt verfügbar ist und verschiedene „smarte“ Leuchtmittel anbietet. Ich habe das System nun einmal ausprobieren können und konnte das Starterset bestehend aus Gateway und LED-Birne, sowie LED-Streifen namens Flex genauer anschauen. Bringen wir also mal ein wenig Licht ins Dunkel.

osram-lightify-17

Die ersten Schritte

Bevor das Lightify-System in Betrieb genommen werden kann, muss gar nicht viel erledigt werden. Zuerst einmal müsst ihr euch dazu die Lightify-App aufs Smartphone laden, die für iOS (Link) und Android (Link) zu haben ist. Im ersten Schritt müsst ihr dazu die Seriennummer des etwa 6 x 6 x 4,5 Zentimeter großen (oder kleinen) Kasten, Lightify Gateway gennant, in die App eingeben – glücklicherweise lässt sich aber auch einfach ein QR-Code abfotografieren, der sich auf der Rückseite des Gateway befindet. Im nächsten Schritt geht es zur Einrichtung eines Benutzer-Accounts, der leider eine zwingende Voraussetzung ist. Finde ich etwas schade, auch wenn es hierüber möglich wird, die verbundenen Lampen auch von unterwegs zu steuern – eine WiFi-only-Lösung wäre sicherlich eine gute Alternative, aber nun gut.

Auch die nächsten Schritte sind simpel: Gateway in die Steckdose und danach das Smartphone mit dem WLAN der „Lightify-Zentrale“ verbinden. Aber keine Sorge: Einen Schritt später könnt ihr das Lightify-System in euer bestehendes WiFi-Netzwerk einbinden, auch dies klappte in meinem Testlauf ohne irgendwelche Probleme – wie eigentlich die gesamte Einrichtung. Auch Leuchtmittel lassen sich völlig unproblematisch mit dem Gateway verbinden: Leuchtmittel in die Lampenfassung eindrehen oder mit dem Stromnetz verbinden, kurz ein und ausschalten und schon wird die Lampe vom System gefunden und kann mit einem weiteren Tap ins System eingefügt werden. Klappt schnell und völlig unproblematisch, so muss das.

Das Lightify-System im Einsatz

Haben wir die kurze Einrichtung dann einmal abgeschlossen und alle unsere Lampen ins System integriert, können wir das ganze auch schon im Praxis-Einsatz ausprobieren. Hierbei ist es egal, welche Lampen oder Strips ihr im Einsatz habt, sämtliche Lampen funktionieren letztlich identisch beziehungsweise bieten (mit Ausnahme des Warmweiß/Kaltweiß-Wechsels) die gleichen Features. Werfen wir einmal einen Blick in die Apps und die dortigen Möglichkeiten – ich hoffe, es ist einigermaßen strukturiert.

osram-lightify-ui-25Kurzer Zusammenriss zu den Apps: Sind optisch nicht ganz so schlimm wie „Smart Home“-Apps anderer Hersteller, auch wenn sicherlich hier und da Luft nach oben wäre – ist aber nichts, was man nicht zukünftig verbessern optimieren könnte. Was die Performance und die Funktionen angeht, so gibt es aber wenig bis gar nichts zu meckern – machen was sie sollen und das sogar noch zuverlässig, auch konnte ich keine hohen Latenzen bei der Veränderung der Einstellungen beobachten. Eine Kritik vorab: Was der App (Status Quo) fehlt, ist eine Geofencing-Funktion – sprich ein automatisches Einschalten bestimmter Lampen oder Gruppen, sobald ihr euch in der Nähe eurer Wohnung befindet (und natürlich umgekehrt).

Nun aber zu den Funktionen und hier möchte ich mit der einfachen Geräte-Übersicht und dem einfachen Lichtwechsel anfangen. Grundsätzlich könnt ihr die Lampen über die App natürlich einzeln ansteuern und bekommt dann eine recht nett visualisierte Ansicht zu sehen, in der ihr zunächst einmal die Lampe ein- und ausschalten könnt. Aber auch die Farbtemperatur, die Helligkeit und die Farbe könnt ihr per „Gedrückt halten“ schnell und einfach auswählen. Das Infinite-Symbol (die liegende Acht) startet einen Farbwechsel, den ihr in Sachen Tempo anpassen könnt – das Herz-Symbol fügt die aktuellen Einstellungen zu euern Favoriten hinzu.

Jene Favoriten lassen sich über den unteren Reiter aufrufen und schnell auswählen, bis zu 16 verschiedene Lichteinstellungen lassen sich hier speichern. Außerdem könnt ihr auf drei vordefinierte Lichtmodi zurückgreifen (Aktiv zum Arbeiten mit „Tageslicht“, Relaxen mit warmen Wohlfühllicht und Pflanzenlicht auch als Cannabis-Licht „Grüner Daumen Licht“ betitelt o_O) oder auch eine Farbe aus einem Foto heraus wählen. Tipp: Wollt ihr ein Lichtsetting als Standard definieren, sodass dieses automatisch beim Einschalten der Lampe aktiviert wird, könnt ihr dies über das Lichtschalter-Icon oben rechts machen.

Damit ihr aber nicht immer sämtliche Lampen manuell Reihe für Reihe einschalten müsst, lassen sich verschiedene Lampen natürlich auch in Gruppen zusammenfassen. Zum Beispiel einmal „Alle Lampen“ und dann Gruppen für die einzelnen Räume – oder was ihr halt so habt. So könnt ihr gleich eine ganze Gruppe an Lampen gleichzeitig ein- und ausschalten oder die Temperatur, Helligkeit und Farbe regeln – die Ansicht hier ist identisch mit jener, die man auch bei einzelnen Lampen vorfindet.  Was so sein sollte, aber durchaus erwähnenswert ist: Aktiviert ihr den automatischen Farbwechsel für die Gruppe, werden die Lampen natürlich miteinander synchronisiert.

Eine weitere praktische Sache sind auch die so genannten Szenen. Hier könnt ihr verschiedene Beleuchtungseinstellungen (wie gewohnt: Temperatur, Farbe, Helligkeit) und die gewünschten Gruppen oder einzelnen Lampen zusammentragen und speichern. Per einfachen Tap auf eine Szene wird diese nun aktiviert – ist also quasi so etwas wie die Favoritenfunktion, nur schneller erreichbar und mit der Option, mehrere Lampen und Geräte festlegen zu können. So kann man zum Beispiel schnell das Licht für „Fernsehen“ dimmen oder kaltweißes Licht zum Arbeiten aktivieren. Szenen erstellt ihr übrigens, indem ihr in den Gruppen-Einstellungen den „+“-Button oben rechts betätigt.

Die letzten beiden Features sind im Reiter „Extras“ zu finden: Timer und Wake-up Light. Mit Hilfe des Timers lassen sich eure Lampen natürlich zu einer bestimmten Uhrzeit ein- und auch wieder ausschalten. Hierbei könnt ihr entweder auf bestimmte Szenen verweisen oder auch nur einfache Gruppen oder einzelne Lampen ansprechen. Außerdem könnt ihr neben der Uhrzeit auch die Wochentage auswählen.

Beim Wake-up Light (auch als Lichtwecker bezeichnet) gebt ihr eine Zeit an, zu der ihr gewöhnlich aufstehen müsst. 20 Minuten vor dieser Zeit werden nun eure Lampen eingeschaltet – natürlich mit einer warmen Lichtfarbe und ehr niedriger Helligkeit. Dieses dann immer heller und weißer – bis es sich 40 Minuten nach der eigentlichen Weckzeit auch wieder automatisch ausschaltet. Natürlich könnt ihr auch wieder Gruppen oder einzelne Lampen auswählen.

Viel Auswahl vorhanden

Das Lightify-System besitzt eine recht große Auswahl an verschiedenen Leuchtmitteln und Zusatzgerätschaften. Ich hatte für den Test die „einfache“ LED-Glühbirne mit RGB-Farbauswahl und einen RGB-LED-Strip mit 2 Metern Länge. Was soll man dazu sagen? Jau, leuchten. Die RGB-Glühbirne bringt 10 Watt beziehungsweise 810 Lumen (also in etwa vergleichbar mit einer 60-Watt-Glühbirne) mit sich – als gängige Wohnraumbeleuchtung meiner Meinung nach mehr als ausreichend, die meisten dürften das Licht sicherlich etwas dimmen, man möchte ja nicht immer eine Flutlichtbeleuchtung haben.

Der RGB-Strip besitzt 18 Watt und kommt so auf 839 Lumen – auch dies ist mehr als ausreichend, zumal die Strips in der Regel als passive Beleuchtung genutzt werden. Kleiner Kritikpunkt am Strip: Mit 12 Millimetern ist der doch recht breit, zumindest verglichen mit einfachen Strips, die sonst etwa halb so breit sind. Größerer Kritikpunkt am Strip: Er lässt sich zwar kürzen, allerdings gibt es noch keine Verbinder, mit denen man die Strips einfach wieder zusammenfügen oder kombinieren kann – hierzu müsste man die Kontaktstellen löten, was sicherlich nicht jedermanns Sache ist.

Mal die bisher verfügbaren Leuchtmittel aufgelistet. Beachtet hierbei aber, dass nicht alle der verfügbaren Leuchtmittel eine RGB-Funktion besitzen: Die mit RGB gekennzeichneten Leuchtmittel (LED-Lampe, Strip, Reflektor und Gartenspot) kommen mit Farbwechsel daher, alle anderen sind lediglich in warmweiß bis Tageslicht (etwa 2.000/2.700 – 6.500K) zu haben – mit zwei Ausnahmen, die lediglich warmweißes Licht mit 2.700K produzieren. Es ist also für jeden Lichtwunsch etwas dabei.

Neben diesen Leuchtmitteln gibt es aber auch noch zwei weitere Geräte von und für Lightify, die durchaus interessant sind. Zum einen wäre da die schaltbare Steckdose, mit der sich auch „Fertiglampen“ in das Lightify-System integrieren und wie gewohnt in Gruppen nutzen lassen (inklusive Timer). Leider kann diese nicht mehr als „An/Aus“, eine Dimmfunktion fehlt zum Beispiel. Des Weiteren gibt es auch einen Funkschalter, mit dem man Lampen schnell auch ohne Smartphone ein- und ausschalten kann. Der Funkschalter steuert die Lampen direkt an und kann mit vier Lampen oder Gruppen (jede Ecke eine) verknüpft werden, außerdem unterscheidet er zwischen einem kurzem und langem Druck.

Fazit: Solides Paket und die Hue-Konkurrenz

Fassen wir also mal kurz zusammen: Das Lightify-System hat eine große Auswahl an unterschiedlichen Leuchtmitteln und die mobilen Apps für iOS und Android bietet eine ganze Menge an Features – auch wenn viele der Funktionen inzwischen fast schon vorausgesetzt werden können oder sollten. Lichtsteuerung auch von unterwegs, schneller Lichtwechsel (individuell pro Lampe oder als Gruppenschaltung), vordefinierte Szenen, Standard-Einstellungen beim Einschalten, Timer-Funktion und Lichtwecker – im Grunde also alles wichtige vorhanden. Meiner Meinung nach positiv: Die Ersteinrichtung ist schnell und einfach, die Apps sind während meiner Testläufe nie abgestürzt und Änderungen haben keine allzu hohen Latenzen. Mit der angebotenen Schaltsteckdose und dem Funkschalter ist man sogar nochmals etwas flexibler und muss nicht immer das Smartphone herauskamen – auch nicht gänzlich unwichtig.

osram-lightify-16

Dank des ZigBee-Funkstandards arbeitet Osram Lightify lassen sich auch Geräte anderer Hersteller in das System einbinden. Zumindest in der Theorie, denn mir ist es nicht gelungen, eine Hue-Lampe in das Lightify-System einzubinden. Umgekehrt ist dies aber ohne weiteres Möglich, sodass man auch ohne Probleme als Philips-Hue-Nutzer auf die Lightify-Glühlampen und deren Sortimentsauswahl zurückgreifen kann. Würde ja auch Sinn machen, immerhin sind die Osram Lightify Leuchtmittel fast die Hälfte günstiger als die Hue-Pendants. Wie auch das Starterset von Osram. Zwar besitzt das Lightify-System anders als Philips Hue keine offene API zur Integration in Apps von Drittentwicklern oder anderen Diensten wie zum Beispiel IFTTT – dafür aber zahlt man letztlich auch deutlich weniger.

„Spielkinder“ mit dem Drang, wirklich alles miteinander vernetzen zu wollen oder eben viel mit zusätzlichen Diensten und Apps auszuprobieren, setzen aus diesem Grunde wohl eher auf die Philips Hue Bridge (mit Osram Glühlampen :-P), denn auch die mobilen Apps sind einen kleinen Tick einfacher zu durchschauen. Ich persönlich würde wohl eher auf eine Hue-Bridge 2.0 mit HomeKit-Unterstützung für Siri setzen und dabei aber die Osram LEDs nutzen – nicht nur aufgrund des Preises, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass mir vor allem das Tageslicht-Weiß bei den Osram-Lampen eher zusagte. Wer allerdings seine Wohnungsbeleuchtung nur ein wenig „smarter“ machen und mit dem Smartphone nutzen möchte (ohne allzu viele Spielereien), der ist komplett bei Osram Lightify ebenso gut aufgehoben.

Artikel teilen

Kaufempfehlung*

1 Kommentare vorhanden

Alles super erklärt, wie ich finde. Vielen Dank. Bin gerade dabei dieses System bei mir zu installieren und habe inzwischen auch schon so ziemlich alles ausprobiert. Im Großen und Ganzen bin ich sogar mit dem System zufrieden und werde es wohl behalten und ausbauen.
Mir stellt sich nun nur noch die Frage, wie das System von unterwegs beeinflussbar oder kontrollierbar ist. Geht das überhaupt?

Schreibe einen Kommentar

Schreibe eine Antwort

⚠ Mit dem Nutzen des Kommentarbereiches erklärst du dich mit der Datenschutzerklärung einverstanden.