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Das Samsung Chromebook Serie 3: Taugt Chrome als OS?

Marcel Am 23.05.2013 veröffentlicht Lesezeit etwa 7:16 Minuten

Seit ein paar Tagen nun konnte ich das Samsung Chromebook Serie 3 auf Herz und Nieren prüfen – und das System, Chrome OS, natürlich mit dazu. Die Verkaufszahlen der Chromebooks dürften eher im unteren Teil des Verkaufsrankings liegen, denn im Gegensatz zu den altgedienten Systemen wie Mac OS X oder Windows muss man hier als Nutzer eigentlich sämtliche Workflows umbiegen – auch darauf versuche ich in den folgenden Zeilen einmal ein wenig einzugehen. Kommen wir aber erst einmal zu der Hardware an sich.

Technische Daten

  • Modellname: Samsung Chromebook Serie 3 303C12 H01
  • Display: 11,6“ (29,46 cm) LED-Display mit einer Auflösung von 1.366 x 768 Pixel, Helligkeit: 200 cd/m²
  • Prozessor: Exynos 5250 Dual-Core mit 1,7 GHz
  • Arbeitsspeicher: 2 GB DDR3L
  • Grafikkarte: Shared
  • Festplatte: 16 GB SSD intern
  • Webcam: 0,3 Megapixel
  • Akku: Li-Polymer mit 4,08 Ah, 40 Wh, bis zu 7 Stunden
  • Konnektivität: Dual-Band WLAN 820.11 a/b/g/n, 3G optional
  • Anschlüsse: Kopfhörer/Mikrofon, USB 2.0, USB 3.0, HDMI out, Speicherkartenleser für SD, SDHC und SDXC
  • Sonstiges: Multifunktions Touchpad mit Gestensteuerung
  • Größe: 289,6 x 208,5 x 16,8 – 17,5 mm
  • Gewicht: 1,13 Kilogramm
  • Farbe: silber

Optik & Verarbeitung

Optisch könnte das etwa DIN-A4 große Serie 3 als MacBook Air durchgehen, zumindest lässt der alu-farbene, silberne Lack die Illusion erstehen. Der größte Unterschied zum „AirBook“: das verwedente Material. Während die MacBooks durchweg aus einem Aluminiumblock gefräst sind, besteht das Chromebook „nur“ aus Kunststoff. Dennoch knarzt bei der normalen Nutzung nichts.

Was die Verwindungssteife angeht, so liegt das Chromebook auf einem Niveau mit den günstigen Net- und Notebooks: Das Display lässt sich mit wenig Aufwand etwas verbiegen, ebenso lässt sich das gesamte Gerät im geschlossenen Zustand ein wenig eindrücken. Der vordere Teil, indem sich eben auch das große Touchpad befindet, ist jedoch aufgrund der geringen Dicke stabil.

Alles in allem ein optisch ansprechendes Gerät, welches optisch natürlich besser aussieht, als die Verarbeitung hergibt. Hier muss man aber sicherlich auch den Preis beachten – und da spielt das Serie 3 sicherlich in der oberen Klasse mit, besser als mein alter ASUS EEE PC 1008HA ist es aber definitiv verarbeitet – noch dazu fehlt hier der Klavierlack, was ich sehr toll finde. Klavierlack? Nein, danke.

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Aber kommen wir doch mal zu den Anschlüssen, welche sich an der Rückseite des Chromebooks befinden: Hier finden wir Stromanschluss, HDMI-Out, je einen USB-Anschluss mit 2.0 und 3.0, sowie etwas weiter außen den Steckplatz für eine (normale) SIM-Karte zur mobilen Internetnutzung. Den Anschluss für Kopfhörer und Mikrofon finden wir links von der Tastatur, ebenso lässt sich dort der Steckplatz für SD-, SDHC- und SDXC-Speicherkarten. Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre hier die „Wulst“ an der Oberseite des Chromebooks – das Schanier hätte meiner Meinung nach nach außen gemusst – was aber auch an den rückseitigen Anschlüssen liegen mag. Ist aber auch a) nur eine Kleinigkeit und b) reine Geschmackssache. Vielleicht wollte man sich ja auch optisch noch etwas vom MacBook Air abheben.

Das Display

Das LED-Display ist wie oben erwähnt 11,6“ (29,46 cm) groß, löst mit 1.366 x 768 Pixel auf und matt. Was eigentlich ein Vorteil gerade bei der Nutzung unter freiem Himmel mit Sonnenschein ist, wird hier etwas durch die meiner Meinung nach geringen Helligkeit des Displays zunichte gemacht, die 200 cd/m² sind hier einfach zu wenig, in der Wohnung aber noch brauchbar. Auch was die Farben angeht, so dürften diese ruhig noch etwas satter und kräftiger sein, die Kontraste sind aber absolut ausreichend. Was den Blickwinkel angeht, so sollte man nicht mit drei oder vier Leuten vor einem YouTube-Video sitzen, denn sobald man auch nur etwas seitlich auf das Display schauen muss, geht die Helligkeit und der Kontrast enorm bergab. Hier hätte man sicherlich etwas mehr rausholen können, schade eigentlich.

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Die Tastatur & TouchPad

Als Tastatur setzt Samsung beim Chromebook Serie 3 auf die inzwischen fast schon gängige Chicklet-Tastatur mit schwarzen Tasten. Die Tastatur ist zu den klassischen PC-Tastaturen nahezu identisch, lediglich die für viele obligatorische Windows-Taste fehlt und die Feststelltaste hat man gegen eine Suchtaste ausgetauscht, welche das Apps-Menü von Chrome OS öffnet – außerdem hat man die F-Tasten wegfallen lassen und stattdessen eine Reihe an Funktionstasten (Navigation vor/zurück, Update, App-Switch, Helligkeit und Lautstärke) eingebracht. Die Tasten haben einen netten Tastendruck und eine angenehme Größe – gehört meiner Meinung nach zu den besseren Tastaturen in dem günstigen Preissegment. Was mir definitiv fehlt: Eine Tastaturbeleuchtung – gehört meiner Meinung nach inzwischen zum Standard und fehlt mir schon enorm. Und so sehr dürfte eine kleine Beleuchtung sicherlich nicht auf den Akku greifen. Ansonsten lässt sich an der Tastatur nicht viel herumkritisieren.

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Das Touchpad ist im Vergleich zur Gehäusegröße recht groß gehalten, was an und für sich eigentlich nicht schlecht ist. Nun bin ich eigentlich kein Freund von Touchpad, bin ich noch nie mit warm geworden und bisher konnte mich lediglich das Touchpad der MacBooks annähernd überzeugen. Dieses ist ebenfalls ein Multitouch und bietet verschiedene Funktionen, die man aber von jedem anderen Notebook her kennt. Scrollen mit zwei Fingern, Tip als Mausklick und so weiter. Was mich erfreut hat ist die Tatsache, dass es Chrome OS erlaubt, zwischen dem traditionellen Scrollen und dem „Apple-typischen“ Scrollverhalten umschalten zu können. Ist aber reine Gewöhnungssache. Im Grunde merke ich keinen großartigen Unterschied zu anderen Touchpads, nicht miserabel, aber auch nicht völlig überzeugend – was durchaus auch an mir liegen kann.

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Lautsprecher, Webcam und internes Mikrofon

Die Lautsprecher befinden sich an der Unterseite des Chromebook, wodurch der Sound natürlich völlig in die falsche Richtung „gestreut“ wird. Im Alltag für Hangout und Systemtöne ausreichend, für Musik eher suboptimal. Bass und Tiefen fehlen, klingt alles ein wenig nach Blechbüchse. Besser wird es, wenn man das Chromebook anhebt, aber das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Hätte man besser lösen können, liegt aber auch in der Natur des Preises.

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Die Webcam löst mit VGA-Auflösung und 0,3 Megapixeln auf – reicht für Hangout und Co. Das Gleiche gilt auch für das intern verbaute Mikrofon, auch hier gibt es ausreichende Leistung für Ab-und-zu-mal-Videochat-Nutzer und genau dafür sind die beiden Komponenten auch verbaut.

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit soll laut Samsung und Google bei rund sieben Stunden liegen – in der Praxis lässt sich dieser Wert aber nur erreichen, sofern man das Chromebook im Leerlauf laufen lässt. Ich persönlich bin bei maximaler Displayhelligkeit auf gute 5-6 Stunden im WLAN gekommen: Viel schreiben und surfen, ab und zu mal etwas YouTube und Musikstreaming via Spotify. Dennoch sollte der Akku durchaus für die meisten Reisen ausreichend sein – der Akku selbst ist innerhalb von zwei bis drei Stunden wieder voll einsatzbereit – auch hier habe ich schon schlimmeres erlebt.

Arbeitsgeschwindigkeit

Das Chromebook Serie 3 ist das erste Chromebook, welches keine Intel-CPU besitzt, sondern auf eine ARM-basierte CPU aus dem Hause Samsung setzt: der Exynos 5250 Dual-Core mit 1,7 GHz. Dazu gesellt sich ein DDR3L-Arbeitsspeicher von 2 GB. Absolut ausreichende Leistung für das gebotene, lediglich wenn viele Tabs geöffnet sind kann das System schon mal etwas langsamer werden – gilt auch, wenn ihr zum Beispiel Spotify und YouTube nebeneinander betreibt, was sicherlich nur selten der Fall sein dürfte. Auch exotischere Webapps wie Picozu können unter Umständen etwas hackeliger werden.

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Beschränkt man sich jedoch auf eine Hand voll Tabs und ordnet seine Arbeitsweise etwas, so wird man keine Probleme haben – für reines Webbrowsing, Mail und Maps zum Beispiel reicht die CPU und der RAM aber aus. Für einen Kaltstart benötigt das Chromebook etwa 8 bis 10 Sekunden – da kommt nicht einmal ein aktuelles MacBook mit SSD heran. Was ich als sehr angenehm empfunden habe ist die Tatsache, dass das Chromebook Serie 3 keinen Lüfter besitzt und daher absolut geräuschlos ist. Wärmeentwicklung? Joa, kann man etwas erfühlen, sofern man sich viel mit YouTube beschäftigt – gefühlt heizt sich das iPhone 5 aber stärker auf.

Chrome OS

Kommen wir einmal zu dem verwendeten System: Chrome OS. Google’s mobiles Notebooksystem auf Basis von … richtig: Chrome. Klassische Desktopanwendungen lassen sich dadurch logischerweise nicht nutzen – sämtliche App die genutzt werden kann, muss eine Webapp sein. Eine große Auswahl gibt es natürlich direkt von Google, wer mehr benötigt, der muss sich im Chome Web Store umschauen.

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Dementsprechend muss man als Nutzer natürlich auch seinen gesamten Workflow überdenken und ändern – bis auf ein paar Offline-Funktionalitäten für Gmail, Docs und Co. ist man komplett vom Web abhängig. Nutzt man sowieso schon etliche Dienste aus dem Hause Google, so wird einem der Umstieg sicherlich einfacher fallen – anderenfalls sollte man auf jedenfall überlegen, auf Dienste aus Mountain View umzusteigen. Mail? Gmail. Kontakte? Google Contacts. Kalender? Google Calendar. Daten in der Cloud? Google Drive. Musik? Google Play Music. Und so weiter und so fort. Natürlich lassen sich auch Daten lokal auf der 16 GB großen SSD speichern oder Speicherkarten nutzen, klappt auch, ist so aber eben nicht vorgesehen – zumindest nicht nur so.

Und das war es eigentlich auch schon. Ja, Chrome OS ist wirklich nichts anderes als der Chrome Browser – lediglich eine Art Taskbar hat man noch eingebaut, ansonsten ist kein Unterschied da.

Fazit

Ein Fazit zu ziehen ist sicherlich schwierig. Technisch gesehen bietet das Chromebook Serie 3 für den Preis definitiv ordentliche Hardware ab – mich persönlich hätte nur ein etwas besseres Display und eine Tastaturbeleuchtung gefreut. Und so dürfte Chrome OS das Zündlein an der Waage spielen – und das tut es auch.

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Mich persönlich hat das Chromebook überzeugt – eben genau aus dem Grunde, dass es sehr minimalistisch ist: Portabel und ohne störende Anwendungen und Benachrichtigungen. Die ideale Schreibmaschine in moderner Form quasi – denn irgendwas lenkt mich auf dem MacBook immer ab. Noch dazu kommt eben der Vorteil, dass das System immer auf dem aktuellsten Stand ist und man auch nach 1-2 Wochen ohne Nutzung keine Updates installieren muss – oder sich erst einmal damit beschäftigen muss, welche Software man installiert oder ersetzt.

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Für wen das Chromebook also in Frage kommen könnte? Ich glaube, hier sollte man die Frage einmal umdrehen, denn die Frage für wen es nicht in Frage kommen dürfte lässt sich sicherlich leichter beantworten – nämlich für all jene, welche das Chromebook nicht als Zusatzgerät nutzen wollen, ihren Workflow nicht anpassen wollen oder eben auf spezielle Apps für Windows oder OS X angewiesen sind. Ihr wollt ein kleines und portables zusätzliches Gerät, was außer Browsing und anderen Kleinigkeiten nichts können muss? Dann solltet ihr das Chromebook Serie 3 unbedingt einmal in die engere Wahl nehmen.

Dieser Artikel wurde mir vom Hersteller als Testmuster zur Verfügung gestellt. Mehr Infos

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4 Kommentare vorhanden

Vielen Dank für deinen Bericht.

Der Preis ist mir einfach echt zu hoch um das ich es mir überhaupt überlegen würde, mir das Gerät zu kaufen, wie du schon schreibst, ist es die „moderne Schreibmaschine“ zumindest für mich, von außen betrachtet.

Wieso musst du denn deinen Workflow komplett umkrempeln, bietet der Webstore nicht für alles eine Alternative? Ich glaube die einzigen Apps die mir fehlen würden wären iMovie und Pixelmator, ansonsten könnte ich rein theoretisch alles auch „online“ machen.

Wie sieht es denn eigentlich mit Google Docs aus? Können Dokumente auch komplett Offline gespeichert werden(auch wenn du online bist)?

Alternativen sicherlich – trotzdem musst du natürlich umdenken. Ich jage Bilder zum Beispiel durch eine Automator-Aktion, heraus kommen Bilder mit 800x und als JPG. Also muss eine Alternative her. Gilt für vieles. Feeds lese ich auch am Desktop mit Reeder – hier muss ich auf’s Web zurückgreifen. Und so weiter…

Du kannst sämtliche Daten offline speichern – SSD oder SD-Karte. Bilder, Dokumente, Musik. Was Google Docs angeht, kannst du diese auch offline bearbeiten und betrachten.

Das Samsung Chromebook finde ich von der Idee her recht gut. Allerdings erinnert mich das Design zu stark an Apple MacBook Air, welches mir dann doch besser gefällt.

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